1. Januar 2023

Gruppentraining: Deshalb solltet ihr in Gruppen trainieren

Avatarbild von Kathleen SchneiderKathleen Schneider

WISSENSCHAFTLICH GEPRÜFT

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Geschrieben von
Kathleen Schneider
Die Informationen sind aktuell und entsprechen dem neuesten Stand der Forschung.
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Jede Art von Bewegung ist gut, aber in der Gruppe zu trainieren kann euch einen zusätzlichen Schub verleihen.

Geht ihr gerne allein ins Fitnessstudio, in den Park oder Wald?

Oder fühlt ihr euch in einem überfüllten Fitnesskurs wohl, in dem alle dasselbe machen und nur auf die Instruktionen des Trainers warten?

Ganz gleich, welche Art von Bewegung ihr bevorzugt, es gibt keinen Nachteil, körperlich aktiv zu bleiben – vor allem, weil so viele Deutsche die nationale Empfehlung für Bewegung und Bewegungsförderung nicht einhalten.

Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass ihr, wenn ihr ein Einzelgänger seid, wenn es um das Thema Bewegung geht, möglicherweise einige gesundheitliche Vorteile von Gruppentrainings verpasst.

Gruppentraining versus Einzeltraining

Es ist bekannt, dass körperliche Betätigung viele Vorteile für die psychische Gesundheit hat – unter anderem verbessert sie den Schlaf und die allgemeine Stimmung, steigert den Sexualtrieb und erhöht das Energieniveau und die mentale Gesundheit.1

In einer neuen Studie untersuchten Forscher, ob Sport in der Gruppe Medizinstudenten helfen könnt. Dabei handelte es sich um eine Gruppe, die unter hohem Stress steht und regelmäßige Trainingseinheiten wahrscheinlich gut gebrauchen kann.

Gruppentraining bietet viele gesundheitliche Vorteile 1
Gruppentraining kann viele weitere gesundheitliche Vorteile im Vergleich zu Einzeltraining bieten.

An der Studie nahmen 69 Medizinstudenten teil, die sich einer von drei Trainingsgruppen anschlossen.

Die eine Gruppe absolvierte mindestens einmal pro Woche ein 30-minütiges Gruppentraining zur Stärkung der Muskulatur und der funktionellen Fitness, das auf Wunsch durch zusätzliche Übungen ergänzt wurde.

Eine andere Gruppe trainierte allein oder mit bis zu zwei Partnern mindestens zweimal pro Woche.

In der letzten Gruppe trieben die Studierenden keinen anderen Sport als zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Forscher maßen zu Beginn der Studie und alle vier Wochen die von den Studenten empfundene Stressbelastung und Lebensqualität – mental, körperlich sowie emotional.

Zu Beginn der Studie wiesen alle Studenten in Bezug auf die psychische Gesundheit in etwa die gleichen Werte auf.

Nach 12 Wochen zeigten sich bei den Personen, die ein Gruppentraining absolvierten, Verbesserungen in allen drei Bereichen der Lebensqualität sowie ein Rückgang des Stressniveaus.

Im Vergleich dazu verbesserten sich die Teilnehmer, die allein trainierten, nur in Bezug auf die psychische Lebensqualität – und das, obwohl sie jede Woche etwa eine Stunde mehr trainierten als die Personen, die in der Gruppe trainierten.

Bei der Kontrollgruppe änderte sich am Ende der Studie weder das Stressniveau noch die Lebensqualität besonders stark.

Die Studie weist einige Einschränkungen auf, darunter die geringe Strichprobengröße und die Tatsache, dass nur Medizinstudenten einbezogen wurden.

Außerdem durften sich die Studierenden ihre Übungsgruppe selbst aussuchen, sodass körperliche oder persönliche Unterschiede zwischen Gruppen- und Einzeltrainierenden die Ergebnisse beeinflussen könnten.

Die Ergebnisse sind also mit Vorsicht zu genießen. Dennoch deuten sie darauf hin, dass gemeinsames Training sehr wirkungsvoll ist.

Die Studie wurde in der Novemberausgabe der Zeitschrift The Journal of the American Osteopathic Association veröffentlicht.2

Synchrones Training

Andere Forschungsarbeiten haben sich mit den Auswirkungen von Gruppentraining – insbesondere von synchronem Training – auf soziale Bindungen, Schmerztoleranz und sportliche Leistungen befasst.

In einer Studie aus dem Jahr 2013, die im International Journal of Sport and Exercise Psychology erschient, untersuchten die Forscher Personen, die 45 Minuten lang auf Rudergeräten trainierten.3

Nach der Trainingseinheit wiesen Personen, die in Gruppen gerudert und ihre Bewegungen synchronisiert hatten, eine höhere Schmerztoleranz auf als Einzelruderer. Die Schmerztoleranz nahm zu, unabhängig davon, ob die Personen mit Teamkollegen oder mit Fremden ruderten.

Synchrones Rudertraining auf einem See
Rudern ist eine exzellentes Beispiel für die Wichtigkeit von synchronen Bewegungsabläufen.

Die Forscher vermuten, dass die erhöhte Schmerztoleranz auf eine stärkere Ausschüttung von Endorphinen – den „Wohlfühl“-Hormonen – zurückzuführen ist, die dadurch entsteht, dass die Menschen während des Trainings synchronisierte Bewegungen durchführen.

Diese Art der koordinierten Bewegung wird als soziale Synchronität bezeichnet, die auch bei anderen Gruppenaktivitäten auftreten kann

Die eigene Leistung kann durch diese Art des Trainings signifikant gesteigert werden, vor allem, wenn ihr den anderen Menschen in der Gruppe bereits nahestehen.

In einer Studie aus dem Jahr 2015 fanden Forscher heraus, dass Rugbyspieler, die ihre Bewegungen beim Aufwärmen koordinierten, bei einem anschließenden Ausdauertest besser abschnitten.4

Diese Athleten waren bereits Teil eines Rugbyteams. Die Forscher vermuten, dass die synchronisierten Bewegungen während des Aufwärmens die bestehenden sozialen Bindungen zwischen den Spielern verstärkten.

Die Forscher schreiben, dass dies „die Wahrnehmung der mit der Ermüdung verbundenen Schmerzen und Beschwerden bei den Athleten verändert haben könnte … Dies ermöglichte den Teilnehmern, sich mehr anzustrengen und bessere Leistungen zu erbringen.“

Wenn ihr also von anderen Radfahrern umgeben seid, die mit einer ähnlichen oder gleichen Frequenz unterwegs sind, als wäre es ein koordinierter Tanz, könnt ihr vielleicht die Kraft der sozialen Synchronität nutzen.

Oder auch nicht.

Nicht alle Gruppenkurse sind gleich

Dr. Paul Estabrooks, Professor für Verhaltensforschung am University of Nebraska Medical Center, fand heraus, dass der „Übungskontext“ die Auswirkungen des Trainings auf die Lebensqualität, die sozialen Interaktionen, die körperlichen Vorteile und die Ausdauer der Teilnehmer beeinflusst.

In einer 2006 in der Zeitschrift Sport and Exercise Psychology Review veröffentlichten Übersichtsarbeit untersuchten Estabrooks und seine Kollegen 44 frühere Studien, in denen die Vorteile verschiedener Trainingskontexte verglichen wurden.5

Zu den Kontexten gehörten folgende: Training zu Hause, entweder allein oder unter Anleitung eines Gesundheitsexperten, normale Trainingskurse; und „richtige Gruppentrainings“, bei denen spezielle Techniken eingesetzt wurden, um die soziale Bindung zwischen den Teilnehmern zu stärken.

Die richtigen Gruppentrainings boten die meisten Vorteile.

Standardtrainingskurse – ohne die zusätzliche soziale Komponente – waren vergleichbar mit dem Training zu Hause unter der Anleitung eines Experten.

Alleine zu Hause zu trainieren hatte die geringsten Vorteile.

Im Allgemeinen gilt: Je mehr Kontakt oder soziale Unterstützung die Teilnehmer während des Trainings hatten – von Forschern, Gesundheitsexperten oder anderen Teilnehmern – desto größer war der Nutzen.

Estabrooks erklärte, dass „gruppenbasierte Fitnesskurse in der Regel nur dann effektiver sind, wenn sie gruppendynamische Strategien anwenden.“

Dazu gehören das Festlegen von Gruppenzielen, der Austausch von Feedback, Gespräche mit anderen Kursteilnehmern sowie die Einbeziehung von Aktivitäten, die den Teilnehmern das Gefühl geben, Teil von etwas zu sein – ein Gefühl der Besonderheit.

Das findet man nicht in jedem Sportkurs.

„Das ist bei den meisten Gruppenkursen im Fitnessstudio nicht der Fall“, sagt Estabrooks, „da kommen die Leute, folgen den Instruktionen des Kursleiters, reden nicht viel miteinander und gehen wieder.“

Obwohl Gruppenkurse zusätzliche Vorteile bieten können, ist nicht jeder ein Fan von Spin-, Body-Sculpt- oder Power-Yoga-Kursen.

Eine Studie ergab, dass extrovertierte Menschen im Vergleich zu introvertierten Menschen eher gruppenbasierte und hochintensive körperliche Aktivitäten bevorzugen.6

Das ist natürlich keine wirkliche Überraschung.

Ich bin introvertiert und unterrichte Yoga-Gruppenkurse. Aber ich selbst nehme fast nie an Gruppenkursen teil.

Ich ziehe es vor, allein zu Hause zu üben. Für mich geht es beim Yoga um Einsamkeit und darum, in sein „inneres“ zu hören.

Für andere hingegen könnte Yoga eher etwas mit Gemeinschaft und sozialen Kontakten zu tun haben.

Letzten Endes ist es besser, aktiv Sport zu betreiben, als sich nur zu bewegen.

Sucht euch eine körperliche Aktivität, die euch Spaß macht, und bleibt dabei – ganz gleich, ob ihr euch in einen schweißtreibenden Fitnesskurs stürzt oder allein mit dem Rucksack durch die Wildnis wandert.

Hinweis: Das Informationsangebot auf Fitnessbakery.de rund dient ausschließlich der Information und ersetzt keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt. Die von uns zur Verfügung gestellten Inhalte dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer Eigenmedikation verwendet werden. Siehe dazu unseren Haftungsausschluss.

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