8. Januar 2023

Prädiabetes-Studie: So könnt ihr den Blutzuckerspiegel senken

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WISSENSCHAFTLICH GEPRÜFT

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Geschrieben von
Kathleen Schneider
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Für die meisten Menschen gibt es keine einheitliche gesunde Ernährungsweise, obwohl es gesunde Lebensmittel und Essgewohnheiten gibt.

Doch bei Menschen mit Prädiabetes könnte eine kohlenhydratarme Ernährung erhöhte A1C-Werte schnell wieder in einen Normbereich bringen, wie eine im Journal of the American Medical Association veröffentlichte Studie zeigt.1

Von Prädiabetes sind schätzungsweise 20 Millionen deutsche Erwachsene betroffen. Dieser Zustand ist durch überdurchschnittlich hohe Blutzuckerwerte gekennzeichnet und birgt ein höheres Risiko für die Entwicklung eines ausgewachsenen Diabetes.2

Falls ihr mehr über dieses Thema wissen möchtet, legen wir euch unseren Prädiabetes-Leitfaden ans Herz, der alle offenen Fragen klären wird.

Welche Lebensmittel sollten die Studienteilnehmer essen – oder meiden?

An dieser randomisierten klinischen Studie – die als Goldstandard in der wissenschaftlichen Forschung gilt – nahmen 150 Erwachsene mit unbehandeltem Prädiabetes oder weniger schwerem Diabetes teil. Alle Teilnehmer waren übergewichtig (durchschnittlicher BMI 35) und fast drei Viertel waren Frauen sowie 59 % waren dunkler Hautfarbe.

Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurde die Hälfte der Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip einer kohlenhydratarmen Diät und häufigen Ernährungsberatungen zugeteilt, während die andere Hälfte ihre gewohnte Ernährung beibehielt.

In den ersten drei Monaten mussten die Teilnehmer der kohlenhydratarmen Diät ihre Kohlenhydratmenge unter 40 Gramm pro Tag halten – das entspricht etwa der Menge an Kohlenhydraten von 150 Gramm gekochtem Reis. In den Monaten vier bis sechs lag die Kohlenhydratgrenze unter 60 Gramm pro Tag.

Die Forscher empfahlen den Teilnehmern, Proteine und gesunde Fette zu bevorzugen, indem sie nicht stärkehaltiges Gemüse, Fisch, Geflügel, mageres Fleisch, Eier, Olivenöl, Avocados, Nüsse und Samen, griechischen Joghurt, kohlenhydratarme Milch und kleine Mengen Käse zu sich nahmen.

Es wurde ihnen außerdem geraten, andere Milchprodukte, Früchte, Hülsenfrüchte, Bohnen und Getreide zu begrenzen oder zu vermeiden.

Die Teilnehmer der kohlenhydratarmen Diät erhielten während der gesamten Studie verschiedene Lebensmittel, darunter Olivenöl, grüne Bohnen, Tomaten, Thunfisch, zuckerfreie Süßungsmittel, Nüsse sowie Riegel und Shakes mit niedrigem Kohlenhydratanteil.

Was hat die Studie ergeben?

Bei allen Teilnehmern wurden drei und sechs Monate nach Beginn der Studie Bluttests durchgeführt. Im Vergleich zu den Teilnehmern, die sich wie üblich ernährten, zeigten sich bei den Teilnehmern, die sich kohlenhydratarm ernährten, nach sechs Monaten größere Verbesserungen bei den A1C- und Nüchternblutzuckerwerten.

Kohlenhydratarme Ernaehrung hilft bei Praediabetes
Eine kohlenhydratarme Ernährung kann unter Umständen hilfreich bei der Bekämpfung von Prädiabetes sein (Foto von National Cancer Institute auf Unsplash).

Außerdem nahmen sie durchschnittlich ca. 6 Kilogramm ab. Die A1C-Verbesserungen waren zwar bescheiden, aber sie bedeuteten ein um fast 60 % geringeres Risiko, innerhalb der nächsten drei Jahre an Diabetes zu erkranken.

„Die Senkung des A1C-Wertes war bei hellhäutigen Teilnehmern größer als bei dunkelhäutigen, was eine wichtige Erkenntnis ist“, sagt Dr. Giulio Romeo, stellvertretender medizinischer Leiter der Abteilung für Diabetes bei Erwachsenen am Joslin Diabetes Center, das eng mit der Harvard Universität zusammenarbeitet.3

„Durch die Einbeziehung einer großen Zahl dunkelhäutiger Teilnehmer hilft uns die Studie zu verstehen, ob die Reaktion auf eine kohlenhydratarme Ernährung bei allen Ethnien vergleichbar ist. In dieser Studie schien dies nicht der Fall zu sein.“

Dieser Faktor ist besonders wichtig, da in der Diabetes-Forschung ein unterschiedliches Risiko für Diabetes – vor allem Diabetes Typ 2 – bei Menschen unterschiedlicher Herkunft festgellt wurde.

War die kohlenhydratarme Ernährung der einzige Faktor für eine bessere Kontrolle des Blutzuckerspiegels?

Nein. Es ist unmöglich zu sagen, inwieweit der Gewichtsverlust der Teilnehmer an der kohlenhydratarmen Diät zu einem besseren Blutzuckerspiegel beitrug, sagt Dr. Romeo. Fettabbau hilft, die Insulinresistenz zu verringern. „Das bedeutet, dass der Körper effektiver auf die Wirkung des eigens produzierten Insulins reagiert“, sagt er. „Das ist natürlich sehr hilfreich“.3

Aber zwei direkte Auswirkungen der kohlenhydratarmen Ernährung könnten ebenfalls für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich sein, sagt er.

Wenn der Körper gezwungen ist, auf andere Energiequellen als Kohlenhydrate zurückzugreifen, verringert sich der Appetit. Außerdem muss die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produzieren, wenn mehr Kohlenhydrate gegessen werden.

Wer also weniger Kohlenhydrate isst, entlastet die Bauchspeicheldrüse und verringert die Insulinresistenz unabhängig von einer Gewichtsabnahme.

Auch andere Einschränkungen der Studie könnten die Ergebnisse verfälscht haben, darunter die intensive Ernährungsberatung, die die Teilnehmer an der kohlenhydratarmen Studie erhielten, und die Selbstauskunft über die tägliche Nahrungsaufnahme.

Dr. Romeo wies ebenfalls darauf hin, dass die Studie weder groß noch langfristig angelegt war, zwei Eigenschaften, die ihre Ergebnisse gestärkt hätten. „Sie geht nicht unbedingt darauf ein, wie nachhaltig diese kohlenhydratarme Ernährung ist, daher wäre eine 12- oder 18-monatige Studie sinnvoll“, sagt er. „Aber ich denke, es ist ein sehr guter Schritt in diese Richtung“.3

Kann ein vernünftiger Umgang mit Kohlenhydraten einen Unterschied machen?

Nicht jeder, der an Prädiabetes leidet, wird bereit oder in der Lage sein, seine Kohlenhydratzufuhr so extrem zu reduzieren, wie es die Studienteilnehmer getan haben.

Aber selbst wenn man nur einen Teil der Kohlenhydrate einschränkt, könnte dies zu einer Verbesserung des Blutzuckerspiegels und der Gewichtskontrolle führen, meint Dr. Romeo.3

„Die relativ hohe Kohlenhydratzufuhr, an die wir uns alle gewöhnt haben – Brot, Süßigkeiten, stärkehaltiges Gemüse – kann ein wenig reduziert werden“, sagt er. „Das kann nicht nur das Diabetesrisiko senken, sondern auch die Gewichtsabnahme fördern.“3

Titelbild von Marcelo Leal auf Unsplash

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